Dr KruseDr. Hermann Kruse, Toxikologe am Universitätsklinikum in Kiel / Schleswig-Holstein

Richtig ist, dass die Hauptemittenten der Gasfackeln Kohlendioxid und Wasser sind. Richtig ist aber auch, dass je nach Verbrennungsbedingungen u.a. auch polyzyklische Aromaten gebildet werden, welche krebserzeugend wirken wenn sie eingeatmet werden. Polyzyklische Aromaten sind Produkte der unvollständigen Verbrennung.

Die Ausführungen von Marc Schulte zur Benzolbelastung sind irreführend. Geht es hierbei um Benzolemissionen oder handelt es sich um Benzolimmissionen, die an den 5 punkten um das Werk herum gemessen wurden? Er wirft das das durcheinander.

An einem Punkt wurden erhöhte Benzolkonzentrationen festgestellt, später hätten diese nach Maßnahmen laut Werksangaben 2013 den Jahresgrenzwert um die Hälfte unterschritten, sagt Marc Schulte. Für die toxikologische Bewertung ist die Hergabe aller Emissionswerte und die Angabe von Hintergrundwerten notwendig. Als Hintergrundwerte bezeichnet man das, was man in Gebieten außerhalb des Werks findet.

Fest steht, dass Benzol als Krebsinitiator Leukämien (Blutkrebs) hervorrufen kann. Toleranzwerte gibt es nicht; es gilt das Minimierungsgebot. Notwendig sind Umgebungsluftkontrollen auf nicht nur Benzol, sondern auch auf Produkte der Fackelverbrennung außerhalb von Kohlendioxid und Wasser. Dazu zählen PAK, Nitoroaromate, Aldehyde wie Formalaldehyd - als Produkte der unvollständigen Verbrennung. Diese müssen der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Die Messungen müssen dort gemacht werden, wo die Menschen wohnen, also um das Werk herum und nicht nur an den Messstellen im Werk. Das sollte man nicht bagatellisieren.

Die ganze Geschichte ist dadurch gekennzeichnet, dass Daten aus der Umgebungsluft fehlen. Und die muss das Werk machen und zur Verfügung stellen. Aber für Benzol gibt es keine Toleranzen – auch wenn der offizielle Grenzwert unterschritten wird, ist ein Gesundheitsrisiko vorhanden.