Was am Montag Nachmittag um 15.15 Uhr von Firat News bekannt gegeben wurde und allmählich die Weltöffentlichkeit erreichte, wurde für die 518. Montagsdemo zum begeisternden und bewegenden Anlass zu feiern: die Befreiung von Kobane! An die 100 Teilnehmer und Passanten teilten die riesige Freude und bewegender Anteilnahme mit den kurdischen Kämpferinnen und Kämpfern, aus Kurdistan und Rojava, die mit vielen Frauen und Kindern zur Montagsdemo gekommen waren. Mit Kerzen, Blumen, Sekt wurden sie empfangen.

Monika Gärtner-Engel und Thomas Kistermann als Moderatoren eröffneten die Kundgebung dieses „Festtages: „Kobane ist frei! 134 Tage war die Stadt von der faschistischen IS belagert, und der unermüdliche entschlossene, heldenhafte und selbstlose Kampf hat gesiegt, sie haben ihre Stadt vollständig von den faschistischen Terrorbanden befreit. Die IS hat alles daran gesetzt, die Leute unterzukriegen und niederzuschlagen, aber die unermüdlichen Kämpfer und Kämpferinnen haben nicht aufgegeben, obwohl die Stadt hundertmal tot gesagt tot geglaubt wurde, obwohl in den Medien immer wieder verbreitet wurde – heute fällt Kobane.

Es ist der Sieg einer Waffen technisch weit unterlegenen, aber moralisch unbeugsamen kurdischen Befreiungsarmee. Die Montagsdemo gratuliert ganz herzlich allen kurdischen Kämpferinnen und Kämpfern von Gelsenkirchen aus nach Kobane!“

Samira, die selbst aus Rojava kommt, war tief beeindruckt von der Anteilnahme, Freude und Solidarität: „Ich bin froh und ich bin hundert Prozent sicher: Ohne die Solidarität von euch und ohne alle die Leute, die uns unterstützt haben, hätten unsere Leute in Kobane das nicht geschafft! Zusammen können wir alles schaffen - die Gefühle hier, das gibt uns auch Kraft. Unser Traum ist unser Kurdistan, unser Land, und wir kämpfen dafür.“

Der jüngste Redner am offenen Mikrofon, ein aus der Türkei stammender und in Gelsenkirchen lebender Junge, hat genaue Vorstellungen für die Zukunft: „Ich hoffe, das der Rest in Rojava auch noch befreit wird und dass die Flüchtlinge in den arabischen Ländern wieder nach Hause können. Die faschistischen IS-Kräfte sagen, sie sind der islamische Staat, aber das hat nicht wirklich etwas mit der Religion zu tun, sie nutzen das für ihren Faschismus.“

Ayten Kaplan von der Partei DIE LINKE unterstrich: „Unser Dank geht an die Volksverteidigungskräfte der Frauen und Männer, die das scheinbar Umögliche geschafft haben, die für ihre Interessen, für die demokratischen Rechte und Interessen jedes einzelnen und der ethnisch und kulturell so verschiedenen Völker gekämpft haben.“ Sie mahnte aber auch zur Vorsicht „denn die IS ist eine Kraft, die von Seiten vieler Staaten unterstützt wurde - militärisch und finanziell. Es ist ein Etappensieg, es geht weiter darum, dass die Volksverteidigungskräfte nicht nur die kurdischen Gebiete, sondern die ganze Region befreien und international besonders die Rechte der Frauen verteidigen, die die IS versucht, den Frauen zu nehmen. Für Freiheit, Demokratie und für die Rechte der Frauen auf der ganzen Welt haben die kurdischen Kämpferinnen gekämpft!“

Die Einschätzung, dass der Kampf nach diesem Etappensieg weitergeht, teilten andere am offenen Mikrofon. Diese faschistische Kräfte sind nicht zu unterschätzen, sie werden sich neue Ziele setzen und werden unterstützt von mächtigen Geldgebern wie zum Beispiel Saudi-Arabien. IS-Kämpfer sind über die Grenze in die Türkei geflohen, wo sie von türkischem Militär in Sicherheit gebracht wurden. Die türkische Regierung ist wiederum gut befreundet mit der Bundesregierung. „Wir wissen: Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber der Sieg im Kobane ist ein ganz bedeutendes weltweites Signal, denn es beweist: erstens kann man gegen einen scheinbar überlegenen Gegner gewinnen und zweitens haben wirklich die Frauen dort eine immens wichtige Rolle gespielt - auch dieses Signal geht um die Welt!“

Wilma Mittelbach, die in Gelsenkirchen mit den kurdischen Frauen für eine Familienzusammenführung unermüdlich und erfolgreich gekämpft hat: „Es ist unglaublich was sich weltweit in einem ¾ Jahr an Solidarität und Zusammenhalt entwickelt hat, was letztlich diesen Sieg in Kobane ermöglichte. Wir haben alle gelernt, dass nicht das Trennende das Entscheidende ist, sondern dass viele Gemeinsamkeiten uns einen.“

Der Kampf im Kobane war war wesentlich ein Kampf der Jugend. Herzliche Glückwünsche überbrachten passend dazu die Jugendlichen REBELLINNEN und REBELLEN. Lisa Gärtner: „Es ist ein Zeichen und Sieg für die rebellierende Jugend! Am 13. Februar werden wir zum Sponsoren-Essen einladen, das können wir jetzt als kleine Siegesfeier begehen und die Spenden nach Kobane geben. Wir werden mit Jugendlichen außerdem eine Solidaritätsbrigade durchführen nach Rojava. Wir sind schon vor einiger Zeit davon ausgegangen, dort beim Wiederaufbau zu helfen – es zeigt sich, dass es genau richtig war, sich darauf so einzustellen. Wir werden dort drei Monate mit Jugendlichen Wiederaufbauhilfe leisten, u.a. medizinische Einrichtungen aufbauen, dazu sind alle Interessierten herzlich willkommen.“

„Dieser Sieg es ist ein Signal für die Freiheitskämpfe auf der ganzen Welt gegen den Imperialismus. Dieser Befreiungskampf zeigt, dass man sehr wohl etwas machen kann ,er ist ein ermutigendes Signal für alle Kämpfer, für die Arbeiter in Deutschland, für ihre Rechte zu kämpfen und nicht klein bei zugeben, weil der Gegner scheinbar so übermächtig ist,“ so Christiane Link, Kreisvorsitzende der MLPD in Gelsenkirchen-Bottrop-Gladbeck. Die MLPD hat vor Weihnachten ca. 15.000 € gesammelt, sie wird den Wiederaufbau von Kobane unterstützen und den weiteren Aufbau der Solidarität mit voranbringen.

Ein Passant, türkischer Jeside, konnte die Nachricht kaum glauben und fand auf der Montagsdemo die Bestätigung und viele Gleichgesinnte, die mit ihm diesen Sieg feierten. Er hatte am selben Tag noch Nachrichten bekommen von Kämpferinnen und Kämpfern in Kobane selbst, und sieht es erstens als Sieg für die Befreiung und zweitens als Sieg für die Frauen auf der ganzen Welt.

Auch der Frauenverband Courage Gelsenkirchen organisiert die Solidarität schon seit längerem. Anne Wilhelm und Adelheid Gruber: „Der frauenpolitische Ratschlag in Chemnitz 2014 war geprägt von der Solidarität mit Rojava, mit den Frauen und Kindern haben wir eine Demonstrationen fast 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt, und auch der Tag gegen Gewalt an Frauen stand für Courage voll und ganz in diesem Zeichen.“ Ein Zeichen am heutigen Montag war eine kleine Blume für jede Frau

Ein weiterer Grund zum Feiern ist die bedeutende Entwicklung in Griechenland und das klare Signal, wie die Bevölkerung sich bei der Wahl entschieden hat. Auch dazu ging ein herzlicher Glückwunsch an alle kämpferischen Kräfte in Griechenland und an alle, die gezeigt haben, dass sie sich nicht mehr mit der Abwälzung der Krisenlasten abfinden werden.

Einstimmig wurde für die kommende Montagsdemo beschlossen: Die Kundgebung und Demonstration am 2.2.2015 wird als Siegesfeier für die Befreiung in Kobane begangen - gemeinsam mit vielen anderen Freunden, Unterstützern und befreundeten Organisationen.