Anna BartholoméDas Schlagwort heißt „Inklusion“ und meint das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne irgendwelche besonderen Handicaps.Das wird auch von der UNO gefordert und nach viel zu langem Zögern auch in unseren Schulen umgesetzt.
Immer mehr Eltern nehmen das Recht wahr, ihre Kinder, auch wenn sie besonderen Förderbedarf haben, in der Regelschule anzumelden. Das geschieht oft auch aus der Sorge heraus, dass ihre Kinder schlechtere Aussichten auf eine Lehrstelle haben, wenn sie den Makel des „Sonderschülers“ tragen. Dadurch schrumpft natürlich die Schülerzahl in den bislang vier Förderschulen für „Lernen und emotionale und soziale Entwicklung“ unter die vom Land festgeschriebenen Mindestzahlen.

Nach der reinen Zahlenstatistik müssten demnach in GE alle vier dieser Förderschulen geschlossen werden - die anderen, z.B. für Sprache oder geistige Behinderung stehen momentan nicht zur Debatte. Nur am Rande erwähnt: das Land hat eine Neuregelung gemacht, wonach es keine Ausnahmeregelungen für kleinere Förderschulen (wie es sie auf dem Land bisher gab) mehr zulässt.
Die Stadt will jetzt einen Übergang schaffen, indem jeweils eine Förderschule einer anderen als Dependance zugeordnet wird – aber das wird nicht lange möglich sein. Besonders für die Kinder der Uhlenbrockschule in Scholven stehen dann lange Anfahrtszeiten quer durch die Stadt an – dagegen haben die Eltern und Lehrer Protest angemeldet.

Dazu vertritt die bildungspolitische Sprecherin von AUF Gelsenkirchen, Anna Bartholomé: „Prinzipiell bin ich der Meinung, dass in GE in der Vergangenheit zu viele Kinder in diese Förderschulen gesteckt wurden, aber das schnelle Abschmelzen ist jetzt eine Folge davon, dass die Inklusion übers Knie gebrochen wird und in der jetzigen Form zum Sparprogramm auf dem Rücken von Kindern, Eltern und Lehrern wird. Ich betone nochmal unsere (auch von der Lehrergewerkschaft GEW aufgestellte) Forderung, wonach in Klassen mit Kindern mit besonderem Förderbedarf nicht mehr als 20 Kinder unterrichtet werden dürfen, davon maximal fünf mit besonderem Förderbedarf und zwei Lehrkräfte – davon eine mit sonderpädagogischen Ausbildung.“
Das Fehlen von Lehrkräften mit sonderpädagogischen Ausbildung ist auch eine Folge der Politik der ehemaligen CDU Landesregierung, die mit verantwortlich für die Reduzierung der Studienplätze, scharfen Numerus Clausus usw war – die Landesregierung hat jetzt das Angebot aufgestockt, aber das kann dauern.
Die Zuschüsse des Landes für die Inklusion liegen bei 500.000 Euro, was angesichts auch nötiger Baumaßnahmen usw. natürlich hinten und vorne nicht reicht.
Ein gemeinsames Lernen – was für die allermeisten Kinder sicher Sinn machen kann – ist ohne deutlich höhere finanzielle und personelle Anstrengungen von Bund und Land nicht zu haben.Das kann und muss auch von der kommunalen Politik laut und deutlich eingefordert werden. Dafür sollten Eltern, Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit den Kindern aufsehen – auf den Rückhalt und das kämpferische Know-How von AUF Gelsenkirchen können sie sich dabei verlassen.