Leserbrief zum Artikel „Montagsdemo: Polizei kontert Kritik“

willi mast web KopieDer nordsyrische Kanton Afrin, der jetzt von türkischen Militärs völkerrechtswidrig angegriffen wird, galt bislang als die sicherste Region in Syrien. Über 500 000 Flüchtlinge wurden dort aufgenommen. Es ist schwer zu ertragen, dass YPG und PYD, die hohe Opfer gebracht haben, um den IS in Syrien zu besiegen, als Terroristen diffamiert und verfolgt werden – nicht nur von der Erdogan-Regierung, sondern auch von der Bundesregierung. Es geht also nicht um ein Konflikt zwischen Kurden und Erdogan-Anhängern. Die türkische Invasion ist der Beginn einer neuen Stufe der Barbarei in Syrien, an der auch die deutsche Regierung zumindest indirekt beteiligt ist.

Wir waren nach dem Sieg über den IS in der zu 80 % zerstörten Stadt Kobane/Nordsyrien, um dorthin medizinische Hilfe zu bringen. Gestützt auf unzählige Spender und mehrere Hilfsorganisationen leisten wir einen Beitrag zum Wiederaufbau des Gesundheitswesens. Von der versprochenen Hilfe der EU ist dort bis heute nichts angekommen. Wir wurden dort Augenzeuge eines bewundernswerten Aufbaus von demokratischen Strukturen - und erlebten hautnah, von wem der Terror ausgeht.

177 freiwillige internationale Bau-Brigadisten waren damals dem Aufruf von MLPD und ICOR gefolgt und haben in Kobane mit großen persönlichen Mut und Einsatz ein Gesundheitszentrum aufgebaut, das heute ein Geburtszentrum für die ganze Region ist und ein Symbol der internationalen Solidarität (auch die WAZ berichtete darüber). Der MLPD vorzuwerfen, sie würde die Kurden „mißbrauchen“, ist doch sehr abwegig. Vielmehr sollte man sich fragen, warum sich Vertreter anderer Parteien nicht aufgefordert fühlen, Flagge gegen die türkische Invasion zu zeigen, sei es bei Montagsdemonstrationen oder anderswo.

Freundliche Grüße, Renate und Willi Mast