Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren!

Das Anliegen der Erklärung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen gegen jede Form des Antisemitismus wird von AUF Gelsenkirchen ausdrücklich unterstützt. Es gehört zu unserer demokratischen Kultur und Verantwortung, jeder Form von Antisemitismus entgegenzutreten, der in Deutschland neben dem Antikommunismus einen zentralen weltanschaulichen Nährboden für die Menschheitsverbrechen des Hitlerfaschismus darstellte. Wachsamkeit und entschiedene Solidarität sind geboten, wenn dieser weltanschauliche Nährboden heute sogar wieder Auftrieb bekommt. Leider ist das auch in Gelsenkirchen immer wieder alltägliche Wirklichkeit. So wenn faschistische Wahlplakate von der Partei „Die Rechte“ hängen, wenn Anschläge auf die Synagoge oder auch persönlich diffamierende und verunglimpfende Angriffe auf jüdische Menschen oder die jüdische Gemeinde um sich greifen.

AUF Gelsenkirchen und auch ich persönlich haben uns stets in der Zusammenarbeit u.a. mit arabischen und türkischen Migranten gegen aufkommende antisemitische Einflüsse entschieden positioniert. So bei den extrem aufgeheizten Demonstrationen 2009 anlässlich der Operation „gegossenes Blei“, den Luftangriffen auf Gaza durch den Staat Israel, die von der linken israelischen Bürgerrechtsbewegung BTselem als Kriegsverbrechen bezeichnet wurden. Es war damals die härteste Moderatorenrolle, die ich jemals auf einer Demonstration hatte unter der Leitlinie: Solidarität mit den Palästinensern, null Toleranz für Antisemitismus, Reden und Parolen nur in deutscher Sprache. Das durchzusetzen gelang mir damals übrigens nur mithilfe des Boxweltmeisters Manuel Charr.

Bezüglich der von Frau Peipe angesprochenen Passagen habe ich mich an den Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen gewendet. Von dieser Seite aus wurde klargestellt, dass hier keinesfalls Kritik an der israelischen Regierung unterdrückt oder als antisemitisch bezeichnet werden soll. Es gehe vielmehr – und dies ist auch der exakte Wortlaut der Resolution – um die Kritik daran, unter der Flagge von Kritik an der Regierung die Existenzberechtigung des Staates Israel infrage zu stellen. Die Existenzberechtigung des Staates Israel wird von uns uneingeschränkt unterstützt. Es war nicht zufällig die damals sozialistische Sowjetunion, die die Staatsgründung damals in der UNO als erste unterstützt hat.

Weiterhin stellte ich die Frage nach der von uns kritisch beurteilten Formulierung des „jüdischen Staates“, den die Regierung Netanjahu nicht zuletzt auf Initiative des US-amerikanischen Präsidenten Trump mit ihrem neuen, vor allem arabische Bevölkerungsteile diffamierenden „Nationaliätengesetz“ zur staatlichen Grundlinie erklärt. Gegründet wurde demgegenüber der Staat Israel nicht als jüdischer Staat, sondern als Staat des gleichberechtigten Zusammenlebens der jüdischen mit der arabischen Bevölkerung. Mir wurde aber erläutert, dass es bei der Formulierung in der Resolution um einen Staat gehe, in dem alle Juden sicher leben.

Nach diesen Klarstellungen und in diesem Sinne stimmt AUF Gelsenkirchen der Resolution klar zu.

Die eindeutige Klarstellung aus der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit war allerdings auch wichtig, weil in den letzten Wochen und Monaten eine diffamierende Kampagne in Deutschland stattfindet, wonach tatsächlich jede legitime Kritik an isralischer Regierungspolitk als „antisemitisch“ diffamiert wird.

Wir teilen demgegenüber entschieden die Auffassung vieler - insbesondere auch jüdischer - Kulturschaffender, Publizisten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in und außerhalb Israels, die die Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern als völker- und menschenrechtswidrig und die klarer Verletzung sämtlicher diesbezüglicher UNO Resolutionen verurteilen. Die Forderung nach Freiheit und Demokratie gilt ebenso für die jüdische wie für die arabische Bevölkerung und für die Rechte der Palästinenser.