Auf der Sitzung der Bezirksvertretung West am 3. März 2020 schaltete sich der AUF-Stadtverordnete Jan Specht in die Debatte um die Aufstellung einer Lenin-Statue durch die MLPD ein. Er kritisierte das undemokratische und antikommunistisch motivierte Vorgehen der Stadtspitze in folgendem Beitrag, den wir hier sinngemäß wiedergeben:

„Sehr geehrter Bezirksbürgermeister, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, meine Damen und Herren,

ich bin heute das erste Mal zu einer Sitzung der Bezirksvertretung West zugegen, weil ich ihnen dringend davon abraten möchte, die hier vorgelegte Resolution zu verabschieden. Das tue ich ausdrücklich zur Verteidigung demokratischer Rechte und Freiheiten.

  1. Wie Sie sicher wissen, ist es in Deutschland – anders als in Ungarn – nicht verboten, kommunistische Symbole zu verwenden, kommunistische Schriften zu verbreiten und kommunistische Persönlichkeiten wie Lenin zu würdigen. Wie Sie sicher auch wissen, hält das Grundgesetz das Recht der Meinungsfreiheit und die Parteienrechte sehr hoch. Sie sind im Begriff beides zu verletzen. Denn um nichts anderes geht es hier, als um das Recht der MLPD auf ihrem Grundstück eine Statue aufzustellen – die CDU ist doch sonst so für das Privateigentum. Deswegen ist der von ihnen vorgelegte Resolutionstext nicht für Demokratie, sondern dagegen.
  2. Zur Durchsetzung der antikommunistisch motivierten Unterdrückung der Aufstellung der Statue hat Oberbürgermeister Baranowski das Bauamt der Stadt dazu gedrängt, den Denkmalschutz zu verbiegen. Die CDU will augenscheinlich jetzt auch noch das Bauamt zum Buhmann machen. Das ist doch sehr undemokratisch. Entgegen dem, was Sie über die Presse verbreiten, sind viele Horsterinnen und Horster mit solcherlei Vorgehen überhaupt nicht einverstanden: „Dafür haben die Zeit?“, „Da machen die so einen Aufriss, aber die Schlaglochpiste Schlangenwallstraße passiert ewig nichts.“; „Was ist das denn für eine Demokratie, die nicht mal einen Lenin aushalten kann.“
  3. Man muss kein Kommunist sein, um gegen Antikommunismus zu sein. Dieser hat leider eine Tradition in der BRD, als in den Gründungsjahren alte Nazis in Geheimdiensten, Justiz und dem Regierungsapparat saßen und der amerikanische Kapitalismus einen Frontstaat gegen den Kommunismus brauchte. Wir sind aber ja nicht im Kalten Krieg oder in der McCarthy-Ära. Für das Recht, über den Kapitalismus hinaus zu denken, haben sich schon so fortschrittliche Menschen von Thomas Mann bis Albert Einstein ausgesprochen. Heute werden dagegen einfach Hetzbegriffe wie „Massenmörder“ in den Raum gestellt – ohne Belege dafür zu bringen. Eine sachliche Debatte findet aber nicht statt. 1918 druckte der Vorwärts – das Zentralorgan der SPD – immerhin noch ganzseitige Artikel von Lenin ab. 
  4. Ich frage mich ernsthaft, ob es nach der in breiten Kreisen verurteilten Zusammenarbeit mit Faschisten in Thüringen und dem faschistischen Terror von Hanau nichts Wichtigeres zu tun gibt? Mit dem Missbrauch des Denkmalschutzes begeben Sie sich in ganz gefährliche Bahnen. Es verwundert mich nicht, dass die faschistische Kleinstpartei „die Rechte“ im Internet dafür Beifall klatscht.
  5. Lassen Sie doch die Horsterinnen und Horster sich selbst eine Meinung bilden über die MLPD und Lenin, so wie sie das in der Vergangenheit auch schon getan haben. Oder haben Sie Angst, dass jemand mal über diese Gesellschaft hinausdenkt, wenn er am Lenin-Denkmal vorbeikommt?“

In einer zweiten Runde ergänzte er:

„Es ist doch ganz schön unsouverän, wenn sie die MLPD hier nicht sprechen lassen. Das ist ja wohl das Mindeste, dass man die andere Seite auch zu Wort kommen lässt. Was den unsäglichen Vergleich mit Hitler betrifft – das sagt kein seriöser bürgerlicher Historiker. Lenin hat die SPD kritisiert, weil sie den Kriegskrediten für den I: Weltkrieg zugestimmt hat, während Lenin diesen barbarischen Krieg mit 17 Millionen Toten beendete. Ich kann sie nur dringlich auffordern diese undemokratische Resolution zurückzuziehen.“