Die Positionierung der Gelsenkirchener Fraktionsspitzen von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen ist ausgesprochen blauäugig. Denn diese Argumentation geht davon aus, dass Betriebe verlagert werden, wenn es wirtschaftlich nicht gut läuft. Es ist aber gang und gäbe, dass Betriebe verlagert werden, um weiter hohe Profite einzufahren - auch bei bester wirtschaftlicher Lage. Im internationalen Konkurrenzkampf spielen Unternehmensgruppen Standorte gegeneinander aus und wägen jede Subventionsmöglichkeit ab. Die drei Parteien fallen zudem mit dem Argument der "wirtschaftlichen Nachvollziehbarkeit" den Kollegen in den Rücken. Was ist denn, wenn Seppelfricke und Küppersbusch ihre Nach-Corona-Bilanzen vorlegen? Ist dann Arbeitsplatzabbau gerechtfertigt?

Wer überrascht ist, dass Verzicht keine Arbeitsplätze rettet, der hat keine Ahnung von kapitalistischer Industriepolitik. Opel, Nokia, Bergbau - Verzicht rettet keine Arbeitsplätze.

In der Ratssitzung vom 2. April wäre genug Zeit gewesen, um eine Resolution zu verabschieden. Ich hatte für AUF Gelsenkirchen einen kurzen, konsensfähigen Vorschlag eingebracht und wäre für Änderungsvorschläge offen gewesen. Stattdessen fiel den drei Fraktionsvorsitzenden der oben genannten Parteien nichts Besseres ein, als mich minutenlang herablassend zu belehren und einen "fundierten" Resolutionsvorschlag für die folgende Woche anzukündigen. Hauptsache, es wird keine Initiative von AUF Gelsenkirchen aufgegriffen. Ich kann den Kolleginnen und Kollegen nur empfehlen, auf die eigene Kraft zu vertrauen. Sie sollten aufpassen bei dermaßen "fundierten" Ratschlägen von Politikern, bei denen Parteipolitik Vorrang vor Arbeiterinteressen hat.