Wagner GuenterEin Leserbrief von Günter Wagner - Facharzt für Allgemeinmedizin:

„Seit Oktober 2020 mache ich regelmäßig Schnelltests und habe seither immer wieder gefordert, die Schnelltest ganz breit durchzuführen. Massenhafte Schnelltests wäre eine erhebliche Erleichterung für die Menschen und wird von einer großen Mehrheit gefordert. Nach verschiedenen Meldungen und Beschlüssen schöpfte ich Hoffnung, dass es nun endlich losgeht mit den Massen-Schnelltests.

Doch heute Morgen erhielt als Erstes eine fünf seitige „Verordnung zum Aufbau einer Angebotsstruktur zur Ermöglichung von Bürgertestungen ...“ mit 7 Paragrafen und zahlreichen Ziffern.

Herr Gesundheitsminister Laumann ist es Ihnen entgangen, dass es diese „Angebotsstruktur“ schon lange gibt? Oder sind Sie der Meinung, wir Ärzte hätten noch nie einen Schnelltest gemacht. Wir machen das schon lange und wir melden auch jeden positiven Test bzw. muss ein positiver Schnelltest immer mit einem PCR Rachen-Abstrich bestätigt werden. Diese erneute bürokratische Gängelung ist keine „Ermöglichung“, sondern eine Behinderung für die Tests. Auch Herr Wolterhoff von der Stadt Gelsenkirchen beklagt sich „das ist nicht ganz einfach“ (WAZ 11.3.2021). Da stimme ich Herr Wolterhoff zu. Nicht so ganz einfach ist sehr vorsichtig ausgedrückt.

Eigentlich ist es ganz einfach: für einen durchgeführten Test wird bei dem betreffenden Patienten eine Ziffer in das Abrechnungssystem eingetragen, so wie wir das täglich machen. Die positiven Fälle werden wie bisher am selben Tag gemeldet. Die Anzahl der durchgeführten Test wird wöchentlich z.b. an das örtliche Gesundheitsamt gemeldet. Die Einschränkung auf ein Test pro Woche entfällt. Damit entfällt der ganze aufgeblähte bürokratische Ballast. Oder ist der Gesundheitsminister der Meinung, dass dann die Menschen nur so aus Spaß täglich zum Abstrich kommen? Welche andere „Begründung“ sollte sonst für die Beschränkung auf einmal pro Woche herhalten. Das ist doch lächerlich.

 

Mehrmals täglich überfällt mich der Gedanke: wie schön und effektiv könnte doch die Behandlung der Patienten sein – meine eigentliche Tätigkeit – ja, wenn nur diese ausufernde Bürokratie und Kontrolle nicht da wäre. Die ganze Pandemie wird von einem grundsätzlichen Misstrauen der Regierenden durchzogen. Mit dieser vorherrschenden Haltung sehe ich auch schwarz für die dringend nötige Impfung in den Arztpraxen, die schon wieder dauernd hinaus geschoben wird. Dabei gibt es so viele ärztliche Initiativen, die endlich damit beginnen wollen und ausgebremst werden. Vielleicht liegt der Grund in der Meinung der Regierenden, ohne sie wachse das Gras in den Boden. - ist es nicht umgekehrt?"