Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!
Heute schreibe ich Ihnen wegen eines kleinen Feedbacks und einer großen Bitte.
Als mein Feedback möchte ich zunächst zum Ausdruck bringen, dass ich es immer mehr beschämend finde, wie die Stadt Gelsenkirchen den internationalen Gästen des 3. Bergarbeiterseminars begegnet. Während nunmehr in 10 anderen (Ruhrgebiets-) Städten quer durch die Parteienlandschaft festliche Empfänge organisiert werden, mauert ausgerechnet die Stadt Gelsenkirchen, in der dieses wichtige Ereignis stattfindet.

Nach und nach kommen die ersten Gäste an und ich bin schon jetzt beeindruckt und bewegt davon, welch bemerkenswerte Persönlichkeiten in unsere Stadt kommen - und das, obwohl sie teilweise als aktive Bergleute nicht mehr als 7 bis 10 Tage Urlaub haben, ihre Arbeitsstellen weit entfernt sind von ihren Familien und eine solch exponierte Auslandsreise für sie innerbetrieblich auch nicht ohne Konsequenzen bleibt.

Brief an OB Baranowski
Gestern lernte ich einen Gast aus Bolivien kennen. Er ist 72 Jahre alt, arbeitete 33 Jahre unter Tage, sucht gerade eine neue Arbeitsstelle (!!) und war ein Mitstreiter von Che Guevara! Nach Guevaras Ermordung wurde er selbst verhaftet, gefoltert und war inhaftiert. Nach seiner Freilassung hat er nicht gezögert, wieder für die Rechte der Bergleute einzutreten. Er wurde auch zu einem engen Weggefährten der weltberühmten Bergarbeiterfrau Domitila Barrios de Chungara, die Sie sicherlich aus dem Buch "Wenn man mir erlaubt zu sprechen" kennen. Heute setzt er sich mit Evo Morales für die nationale Verfügung der vielfältigen Schätze des Landes ein.

Und solchen Menschen zeigt die Stadt die kalte Schulter?
Es wäre immer noch nicht zu spät, einen Kurswechsel vorzunehmen und durchaus so, wie Herr Gill sich das gewünscht hatte: ohne Sieger und Besiegte!
Da ich diesbezüglich aber kaum noch Hoffnung habe, werde ich jetzt selbst, zusammen mit Herrn Wagner, im Schloss Horst einen Empfang für die Gäste durchführen.

In diesem Zusammenhang meine Bitte an Sie: meines Wissens verfügt die Stadt über ein vielschichtiges Sortiment von Andenken/"Souvenirs"/Gastgeschenken für die Stadt Gelsenkirchen. Ich würde Sie herzlich bitten, für die circa 40 bis 50 internationalen Gäste ein Gastgeschenk zur Verfügung zu stellen. Falls es Ihnen auch noch zuwider laufen sollte, diese Geschenke durch mich überreichen zu lassen, kann das natürlich gerne auch einer der städtischen Mitarbeiter im Rahmen des Empfangs machen. Ich hoffe sehr, dass Sie nicht auch noch diese kleine Geste verweigern (oder mir am Ende nur ein paar Gelsenkirchen-Flyer schicken).
Da der Empfang bereits am Donnerstag um 15.30 Uhr im Schloss Horst stattfindet, bitte ich Sie um eine baldige Nachricht aus Ihrem Büro, ob dies möglich ist und wie ich gegebenenfalls die Sachen erhalten könnte.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

(Monika Gärtner-Engel)