Nach Ansicht des überparteilichen Wahlbündnisses „Essen steht AUF“ zeigen die Messergebnisse des LAMUV seit Einführung der „kleinen“ Essener Umweltzone, dass diese Politik zur Luftreinhaltung untauglich ist: Es gibt ebenso leichte Verbesserungen wie Verschlechterungen. Offensichtlich seien klimatische Bedingungen für die Schwankungen wichtiger, und verkehrslenkende Maßnahmen könnten wirkungsvoller für die Anwohner von belasteten Verkehrsknoten sein als Fahrverbote.

 

So sind von 2009 auf 2010 die Stickoxid(NO2)Werte zwar um wenige Mikrogramm gesunken, sind aber signifikant höher als 2006, als noch erheblich mehr Fahrzeuge ohne Plakette unterwegs waren. Diese Werte überschreiten weiter um bis zu 40% den zulässigen NO2-Jahresmittelwert. Beim Feinstaub PM10 ist im gleichen Zeitraum die Zahl der Tage mit Werten über 50 Mikrogramm ebenfalls leicht gesunken, aber in den ersten fünf Monaten 2011 bereits höher als im ganzen Jahr 2010, sodass die zulässigen 35 Tage in Essen dieses Jahr mit Sicherheit weit überschritten werden, trotz Umweltzone.

Für „Essen steht AUF“ lenkt diese Politik der Umweltzonen von den Hauptverursachern ab. Beim Feinstaub hat im industriellen Ballungsraum Ruhrgebiet nach Berechnungen des RVR der Straßenverkehr nur 11 Prozent Anteil an der Luftverschmutzung, 18 Prozent sind es bei NO2. Für die Luftverschmutzung ist neben Hintergrundbelastung vor allem die Industrie, dabei vor allem Kohlekraftwerke verantwortlich.

„Hier wird doch das Pferd von hinten aufgezäumt“, kritisiert AUF-Ratsherr Dietrich Keil. „Statt den Industriekonzernen strengere Auflagen zu machen, werden die wenigen, die auf ältere Autos und Firmenfahrzeuge angewiesen sind, mit Fahrverboten drangsaliert, die im Endeffekt nichts nützen“. Nicht die Industrie, sondern diese Fahrzeuge und ihre Halter würden als „Stinker“ zum Hauptproblem gemacht“.

Nach der Abwrackprämie waren in Essen Anfang 2011 kaum noch Fahrzeuge ohne, und 3400 (etwa 1 Prozent) Fahrzeuge mit roter Plakette angemeldet. Mit gelber Plakette waren in Essen noch rund 15000 oder etwa 5 Prozent der PKW unterwegs. „Damit schrumpft ihr Anteil zur Verringerung der Luftverschmutzung auf unter ein Prozent“, so Keil weiter. „Deshalb kritisieren wir die praktische Wirkungslosigkeit dieser Umweltpolitik, und werden im Rat nicht zustimmen. Wirksam wären dagegen bindende Umweltauflagen zur Schadstoffminderung für Industriekonzerne und Energiewirtschaft. Wirksam wären auf der Straße alle nicht gefahrenen Kilometer. Deshalb bringt jeder Ausbau des Essener Radwegenetzes, jede Attraktivitätssteigerung und Verbilligung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs ein Vielfaches der Umweltzonen für die Luftreinhaltung und den Klimaschutz“.