„Die Straßenprostitution und ihre Auswirkungen erfordern Lösungen – auf jeden Fall! Dazu ist aber viel mehr nötig, als einen Sperrbezirk einzurichten. Diese scheinbare „Lösung“ sehe ich kritisch und glaube nicht, dass damit die Probleme wirklich aus der Welt geschaffen werden. Erstens ist die Frage, wohin die betroffenen Frauen, die Prostituierten sollen, ob nicht eine Wanderungsbewegung ingang gesetzt und die örtliche Situation nur verschoben wird,“ so Martina Reichmann, AUF Gelsenkirchen.

 

„Zu den Folgen der Prostitution war am 10.3.14 die Schlagzeile in der WAZ 'Anwohner fordern einen Sperrbezirk'. Kein Wort am gleichen Tag darüber, dass Mädchen und Frauen am Internationalen Frauentag die Ursachen und Wege aus der Prostitution thematisierten. Dazu hätte ich eine Berichterstattung erwartet. Bei den vielfältigen Beiträgen und Beteiligten der Aktion des Frauennetzwerkes Gelsenkirchen auf der Bahnhofstrasse standen die vielen Formen der Gewalt gegen Frauen im Brennpunkt.

Für die betroffenen Frauen ist für mich die Frage, wie ihr größtmöglicher Schutz gewährleistet werden kann. Die wenigsten von ihnen haben einen Arbeitsvertrag, eine Krankenversicherung, sie sind großem Druck ausgesetzt, Alkohol- und Drogenprobleme sind häufig, um die unwürdige Lebenssituation zu ertragen, ein Ausstieg kaum möglich. Hilfe und Wege aus der Prostitution, das halte ich auch in Gelsenkirchen für ein wichtiges Thema.

Frauenhandel und Zwangsprostitution hat in Europa in den letzten Jahren geradezu explosionsartig zugenommen. Die vielen Diskussionen in zahlreichen Medien sind auch vor diesem Hintergrund zu sehen. Frauen und Mädchen sind insbesondere Opfer der Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Um zum sinkenden Familieneinkommen beizutragen, nehmen sie „Jobs“ an, in denen sie gefährdet sind, oft auch sexuell ausgebeutet werden. 'Neue junge Frauen eingetroffen', solche Schilder auf den Straßen an den Grenzen zu osteuropäischen Ländern sprechen Bände, machen betroffen und werfen ein Schlaglicht auf die Ausbeutung dieser jungen Frauen. Wie viele von ihnen sind in der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Zwangsprostitution gelandet und kommen aus eigener Kraft nicht heraus. Diese Problematik wirkt sich auch in Gelsenkirchen aus.

Prostitution ist seit über zehn Jahren in Deutschland als „Beruf“ anerkannt – mit verheerenden Folgen. Der Handel mit Frauen und Mädchen und Zwangsprostitution sind gestiegen. Der Aufruf der Organisation SOLWODI, Hilfe für Frauen in Not zum Ausstieg aus der Zwangsprostitution, kann ich nur unterstützen: 'Zieh den Schluss Strich – der Kauf sexueller Dienstleistungen in Deutschland muss gesetzlich verboten werden'. Diese Petition richtet sich an die Bundesregierung, um Veränderungen zu erreichen, wo andere Länder schon richtige Wege eingeschlagen haben, wie Norwegen, Irland, Frankreich; in Schweden ist Prostitution schon länger verboten, mit positiver Bilanz. In Deutschland gilt bisher das liberalste Gesetz von ganz Europa – von dem die Freier, Käufer, Zuhälter profitieren, nicht aber die betroffenen Frauen. Ihr Schutz, ihre Würde muss in dieser Auseinandersetzung in den Fokus.“