Erklärung von Jan Specht, Stadtverordneter von AUF Gelsenkirchen und Anna Bartholomé, bildungspolitische Sprecherin von AUF Gelsenkirchen:

In zwei Wochen enden die Sommerferien und viele Lehrerinnen, Lehrer, Eltern und natürlich auch größere Kinder machen sich berechtigte Sorgen, wie der Schulbetrieb in dieser – bereits wieder anschwellenden – Corona-Krise laufen soll.

Natürlich wünschen auch wir, dass möglichst viele Kinder wieder regelmäßig zur Schule gehen können und dass alles getan wird, um die aufgelaufenen Defizite durch besondere Fördermaßnahmen wett zu machen.

Es ist jetzt nur noch kurze Zeit (anderthalb Wochen) zum Schuljahresbeginn und wir machen uns große Sorgen um angemessene gesundheitliche und soziale Vorbereitungen. In den letzten Wochen vor Ferienbeginn war es Usus, dass die Landesbehörden oft erst freitags umfangreiche Auflagen an die Schulen schickten, die dann innerhalb kürzester Zeit immense Anstrengungen aufbringen und unerfüllbare Auflagen erfüllen sollten.

Wir haben allergrößte Bedenken gegenüber der Aufnahme eines schulischen Regelbetriebes. Inzwischen steigen die Infektionszahlen wieder an, der R-Faktor liegt bei 1,38 und eine ganze Reihe Schülerinnen und Schüler werden vom Auslandsurlaub zurückkehren.

Noch ist viel zu wenig über die Corona-Seuche bekannt, um zu übereilten Schlüssen zu kommen. Wir wissen, dass auch Kinder schwer erkranken können, auch wenn dies glücklicherweise seltener geschieht. Bei der Frage, wie ansteckend infizierte Kinder sind, klaffen die medizinischen Aussagen weit auseinander.

Wir sind auf diesem Hintergrund der Meinung, dass die Ferienzeit noch voll genutzt werden muss, in jeder Schule folgende Maßnahmen zu verwirklichen:

  • eine qualitativ deutlich verbesserte Hygienesituation (Toiletten, Händewaschen kaltes/warmes Wasser…)
  • ausreichend Lehrpersonal auch für möglichst weit reichende Bildung von Kleingruppen
  • Bereitstellung von Förderkräften, die in der Corona-Zeit vernachlässigte Kinder besonders betreuen
  • Flächendeckende, kostenlose Corona-Tests aller Schülerinnen und Schüler zu Schuljahresbeginn und erneut nach zehn Tagen. Damit muss sofort begonnen werden, damit die Ergebnisse zu Schulbeginn vorliegen.
  • Geduldige Erziehung von Kindern und Jugendlichen zur Rücksichtnahme

Auch die Lehrergewerkschaft GEW in NRW sieht in der gewollten raschen Rückkehr in den so genannten „Regelbetrieb“ ein hohes „Risiko für Kinder, Jugendliche, ihre Familien und die Beschäftigten.“

Nur so ersparen wir uns eine Situation wie in Israel, wo nach voreiliger Öffnung wieder fast alle Schulen geschlossen und das Infektionsgeschehen im ganzen Land in die Höhe getrieben wurde.

AUF Gelsenkirchen wird jedenfalls Lehrkräfte, ebenso wie Eltern und Kinder in Protesten gegen eine übereilte Schulöffnung ohne Schutzmaßnahmen ermutigen und unterstützen.

Wir würden eine offene Debatte darüber sehr begrüßen.